Ein gemeinsamer Workshop des Kompetenzzentrums Verbraucherforschung der Verbraucherzentrale NRW e. V. (KVF NRW) mit dem Institut für Verbraucherwissenschaften (IfV).
Sich überlagernde und verstärkende Krisen wie die Covid-19-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Inflation, soziale Ungleichheit und der Klimawandel haben erheblichen Einfluss auf den Alltag und das Handeln der Verbraucher:innen. Die Sorge um die Befriedigung der Lebensbedürfnisse rückt immer mehr in den Vordergrund. Der Workshop des Kompetenzzentrums Verbraucherforschung NRW (KVF NRW) in Kooperation mit dem Institut für Verbraucherwissenschaften (IfV) soll den Verbraucheralltag und die Verbraucherpolitik in Zeiten der Polykrise beschreiben, analysieren und bewerten. Der Workshop findet am 6. November 2023 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf statt.
Programm
Das Programm wird bei Bedarf aktualisiert.
10:45 | Anreise
11:30 | Begrüßung
Wolfgang Schuldzinski (Vorstand, Verbraucherzentrale NRW e. V., Düsseldorf) und Prof. Dr. Peter Kenning (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
Verleihung der Förderpreise Konsum & Verbraucherwissenschaften 2022
11:50 | Laudationes und Verleihung der Förderpreise
Wolfgang Schuldzinski (Vorstand, Verbraucherzentrale NRW e. V., Düsseldorf)
Keynote
12:20 | Anpassung als Reaktion auf Krisen (Vortrag via Zoom)
Prof. Dr. Philipp Staab (Humboldt-Universität zu Berlin)
Die Gesellschaft aus der wir kommen wurde zusammengehalten vom Versprechen des Fortschritts. Als Bürger, als Arbeitende, als Konsumierende eröffneten sich den Menschen immer neue Räume erfolgreicher Selbstentfaltung. Die nächste Gesellschaft wird dagegen immer stärker mit der Sicherung von Selbsterhaltung befasst sein müssen. Anpassung im Zeichen planetarer, gesellschaftlicher und individueller Krisen bildet ihr Leitmotiv. Der Vortrag fragt: Wie kann ein gutes Leben unter diesen Bedingungen aussehen?
13:00 | Diskussion (via Zoom)
13:20 | Mittagspause
Panel 1: Verbraucher:innen in der Krise
14:20 | Ernährungsarmut und soziale Ungleichheit in Deutschland: Eine Bestandaufnahme und Handlungsoptionen für die Politik
Silvia Monetti (Verbraucherzentrale NRW e. V., Düsseldorf)
Deutschland ist von zunehmender materieller und sozialer Ernährungsarmut betroffen. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die explodierenden Energie- und Lebensmittelpreise haben die Situation in den letzten zwei Jahren verschärft. Die Mehrfachkrise hat die wachsende Ungleichheit stärker ins Licht gerückt – denn über 14 Millionen Menschen sind hierzulande von Armut betroffen oder bedroht, ein Großteil davon zumindest zeitweise von Ernährungsarmut betroffen. Der Beitrag beleuchtet aktuelle Fakten, Entwicklungen und Debatten und zeigt mögliche politische Handlungsoptionen auf, um der Situation zu begegnen und die Ernährungswende gerechter zu gestalten.
14:40 | Verbraucherarbeit in Krisenzeiten: Wege durch die Energiekrise
Carina Lichtenberg (Verbraucherzentrale NRW e. V., Düsseldorf)
Verbraucher:innen sind auf unterschiedliche Art und Weise und in unterschiedlichem Ausmaß von den finanziellen Folgen der Energiekrise betroffen. Der Beratungs- und Informationsbedarf insbesondere bei finanziell vulnerablen Zielgruppen ist aufgrund der komplexen und schwierigen Sachverhalte sehr hoch. Um diesen Bedarf zu decken, ist eine zielgruppenspezifische Verbraucherarbeit notwendig, die Informationsangebote bedarfsgerecht und passgenau hin zu den Menschen bringt, die Unterstützung benötigen. Der Vortrag zeigt Wege auf, wie Verbraucher:innen durch die Energiekrise geführt werden können.
15:00 | Diskussion
Panel 2: Verbraucherpolitik in der Krise
15:20 | Die Geschlechterkrise hinter den Polykrisen? Über die Notwendigkeit einer geschlechtersensiblen Verbraucher:innenpolitik
Dr. Matthias Schneider (Universität Potsdam)
Der Beitrag beleuchtet die vergeschlechtlichte Natur der Polykrise und ihre Verflechtung mit der Konsumgesellschaft. Zuerst wird durch Felder der vergeschlechtlichten Polykrise wie der Umweltkrise, der Krise der liberalen Demokratie oder der sozialen Ungleichheit geführt und deren verbraucher:innenpolitischer Charakter aufgezeigt. Anschließend werden vergeschlechtlichte Leerstellen der Verbraucher:innenpolitik dargelegt und bisher unbearbeitete Krisen in der Konsumgesellschaft identifiziert.
15:40 | Verbraucherpolitik im postfaktischen Zeitalter
Dr. Katharina van Elten (Ruhr-Universität Bochum)
Verbraucher:innen sind in Krisenzeiten auf Orientierung, Information und Beratung angewiesen. Die Verfügbarkeit von Informationen ist heute größer denn je, die Verlässlichkeit hingegen nicht. Im sogenannten "post-faktischen" Zeitalter verschwimmen die Grenzen zwischen subjektiven und objektiven Wahrheiten. Pseudowissenschaft, Populismus und Desinformation untergraben das Vertrauen in etablierte Institutionen. Der Beitrag widmet sich den Charakteristika des postfaktischen Zeitalters und beschreibt anhand aktueller Trends die Herausforderungen für die Verbraucherpolitik.
16:00 | Diskussion
16:20 | Pause
Panel 3: Wege aus der Krise?
16:50 | Technik in der (Poly-)Krise: Digitale Ansätze zum Umbau der Konsumgesellschaft
Prof. Dr. Alexander Boden, Lena Recki und Prof. Dr. Gunnar Stevens (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, St. Augustin)
Digitale Technik wird im Kontext gesellschaftlicher Transformation sowohl als Teil des Problems als auch als Lösungsansatz diskutiert. Unser Beitrag untersucht die Rolle von IT-Innovationen bei der Bewältigung der Polykrise aus Sicht der Verbraucherinformatik. Dabei diskutieren wir die Rolle von IT-Artefakten in verbraucherpolitischen Maßnahmen und gesellschaftlichen Aushandlungen von Fairness und Verantwortung.
17:10 | Verbraucherpolitische Instrumentarien für Krisen-Generalist:innen
Prof. Dr. Mirjam Jaquemoth (i .R.) (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf)
Die Polykrise verlangt eine Reflexion verbraucherpolitscher Instrumentarien: Verbraucherinteressenvertretung erfordert neue Leitbilder. Verbraucherinformation sollte beständig an neue Informationsbedarfe und -defizite angepasst werden. Verbraucherberatung sollte Methodenkompetenz in den Mittelpunkt stellen. Verbraucherbildung sollte der formalen gegenüber der materialen Bildung den Vorrang geben. Rechtlicher Verbraucherschutz sollte stärker auf Generalklauseln setzen.
17:30 | Diskussion
Abschluss
17:50 | Schlussworte
Wolfgang Schuldzinski (Vorstand, Verbraucherzentrale NRW e. V., Düsseldorf) und Prof. Dr. Peter Kenning (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
18:00 | Ende der Veranstaltung
Veranstaltungsort und Anreise
Veranstaltungsort: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Gebäude: Student Service Center, SSC (21.02), Universitätsstraße 1, 40225 Düsseldorf
Informationen zur Anreise: https://www.hhu.de/die-hhu/kontakt-und-services/lageplan-und-anfahrt