Verbraucherbildung ist das Thema des 12. NRW-Workshops Verbraucherforschung, den das KVF NRW am 11. Juni 2018 veranstaltet. Vorschläge können bis zum 16. April 2018 eingereicht werden.
1. Verbraucherbildung für Kinder und Jugendliche
Verbraucherinnen und Verbrauchern stehen vermehrt Anforderungen hinsichtlich der bedarfsgerechten Auswahl und Nutzung von Konsumgütern und Finanzdienstleistungen durch zunehmende Liberalisierung und Digitalisierung der Märkte gegenüber, die Kenntnisse und Fertigkeiten im Verbraucheralltag verlangen. Mit Blick auf die Zielgruppe Kinder und Jugendliche hat eine vom ehemaligen BMELV beauftragte Studie zu Verbraucherwissen ergeben, dass "junge Menschen bei Verbraucherentscheidungen häufig überfordert sind und es gravierende Defizite beim Wissen um Alltagskompetenzen gibt" (BMELV 2010). Dabei sind junge Menschen immer früher mit Fragen des Konsumalltags konfrontiert. Sie sind eine relevante Zielgruppe für Werbung, nehmen Einfluss auf Konsumentscheidungen innerhalb der Familie und besitzen selber eine enorme Kaufkraft. Doch sind auch junge Menschen zunehmend von Ver- und Überschuldung betroffen, überwiegend resultierend aus einer unwirtschaftlichen Haushaltsführung (vgl. Statistisches Bundesamt 2016). Ganz selbstverständlich bewegen sich junge Menschen im Internet und besitzen häufig gute Bedienkenntnisse, wissen jedoch über die Geschäftsmodelle und die kommerziellen Strukturen der Social Web-Angebote sehr wenig (vgl. StMUV 2014). Die Sorge um Klima und Umwelt beschäftigt Jugendliche durchaus, doch stehen sie auch den Versuchungen der Konsumwelt gegenüber, auf die sie kaum verzichten möchten (vgl. Umweltbundesamt 2016). Laut Ernährungsreport sind junge Menschen sehr am Kochen interessiert, doch die Wertschätzung von Lebensmitteln fehlt (vgl. BMEL 2017).
Nicht erst der KMK Beschluss zur Verbraucherbildung in 2013 hat dazu beigetragen, dass in vielen Bundesländern die Implementierung von schulischer Verbraucherbildung angestrebt und zum Teil bereits umgesetzt wird. Die Themenschwerpunkte Marktgeschehen, Recht und Finanzen; Ernährung und Gesundheit; Medien und Informationen sowie Nachhaltiger Konsum und Globalisierung werden als Fach, fächerübergreifend oder eingebunden in einem Leit- oder Ankerfach, implementiert. Die Einrichtung eines Fachs Wirtschaft, das auch Verbraucherbildungsaspekte abdeckt, ist derzeit im Koalitionsvertrag in NRW festgehalten.
Der sehr lebensweltliche und alltagsrelevante Bezug der Verbraucherbildung bietet die Einbindung außerschulischer Bildungsakteure in den Unterricht an. Das Angebot an Materialien und Veranstaltungsformaten ist enorm, die Anbieter reichen von anbieterunabhängigen Einrichtungen bis hin zu Wirtschaftsunternehmen.
2. Verbraucherbildung für Erwachsene
Während die Alltags- und Verbraucherkompetenzen von Kindern und Jugendlichen in der Schule gestärkt werden sollen, ist die Zielgruppe Erwachsener weitaus schwieriger zu erreichen. Der Bedarf ergibt sich weitestgehend durch die veränderten Anforderungen im Konsumalltag. Die steigende Produktauswahl und zunehmenden Informationsasymmetrien erschweren Entscheidungsprozesse. Zudem nehmen ökologische und gesundheitliche Aspekte beim Konsum an Bedeutung zu. Häufig sind es aber Veränderungen von Lebenssituationen einhergehend mit finanziellen Herausforderungen, die insbesondere ökonomische und finanzielle Kenntnisse und Fähigkeiten erfordern (vgl. Pfeiffer et al. 2012, 57).
Aus der Zielgruppenanalyse zur Ökonomischen Grundbildung, die Prognos 2011 durchgeführt hat, ergibt sich, dass ca. sechs bis 32 Prozent der Bevölkerung objektiv einen hohen Handlungsdruck hinsichtlich ausreichender ökonomischer Grundbildung hat, subjektiv allerdings keinen Bedarf formuliert. Bei weiteren ca. drei bis zehn Prozent besteht hoher subjektiver und objektiver Handlungsdruck. Der Weg zu den passenden Angeboten wird aber häufig nicht gefunden (vgl. Pfeiffer et al. 2012).
Bei den Angeboten für Erwachsene als eine heterogene Zielgruppe muss vor allem berücksichtigt werden, dass sie auf Freiwilligkeit angewiesen sind, für spezifische Problemlagen sensibilisieren müssen und ein Bewusstsein für Lösungsansätze durch die Bildungsaktivitäten schaffen (vgl. Weber, van Eik und Maier 2013, 11).
3. Fragestellung, Fachgebiete und Themen
Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Ansätze der Verbraucherbildung erfolgversprechend sind. Dies beginnt im schulischen Bereich mit Fragen nach den Inhalten und der strukturellen Verankerung in einem Fach oder als Querschnittsaufgabe. Es geht weiter mit den Fragen nach der inhaltlichen Abgrenzung und methodischen Herangehensweise und endet noch lange nicht bei der Frage, wie auch Erwachsene auf die steigenden Anforderungen und wachsende Komplexität von Märkten vorbereitet werden können.
Wir laden Sie ein, Vorschläge einzureichen. Die ausgewählten Themen sollen in einem 20-minütigen Vortrag auf dem 12. NRW-Workshop Verbraucherforschung am Montag, den 11. Juni 2018 vorgestellt werden, der sich an Forschende und Vertreterinnen und Vertreter aus Verbraucherpolitik und -arbeit richtet. Willkommen sind Beiträge aus allen für die Verbraucherforschung relevanten Fachrichtungen (bspw. Erziehungswissenschaften, Ökonomie, Politikwissenschaft, Psychologie, Rechtswissenschaft, Sozialwissenschaft, Geschichtswissenschaft, Informatik, Marketing, etc.), aber auch inter- und transdisziplinäre Projekte.
Die einreichenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten ihren Dienst- oder Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen haben.
4. Fristen und Terminplanung